Tomaten anziehen: Warum, wann, wie: So sehe ich das.
Tomaten anziehen: Deine Vor- und Nachteile! Geh einen Schritt zurück. Starte mit den Hintergründen. Oder bist du bereits Selbstversorger? Dann hast du dir deine Werte bereits überlegt. Egal, mit diesem Beitrag möchte ich dich nicht nur sensibilisieren, sondern dir auch zeigen, wie du Tomaten richtig anziehst.
Inhaltsverzeichnis
Warum Tomaten anziehen so beliebt ist. Meine Überlegungen.
Im Gemüsegarten geht es bei mir nicht ohne Tomaten. Diese ziehe ich im Frühjahr bereits an. Das mag daran liegen, dass ich als Kind schon immer Tomaten gegessen habe. Eine Zeitlang dachte ich schon, ich habe ungarische Wurzeln; denn ich bin die ersten drei Lebensjahre in der Steiermark in der Nähe der ungarischen Grenze aufgewachsen. Und deshalb gab es bei uns oft gefüllte Paprika mit Tomatensauce. Oder eben Paradeiser Salat (steirisch für Tomatensalat, wie meine Oma immer sagte) … die Geschmacksknospen eines Kindes entwickeln sich in den ersten drei Lebensjahren. Das habe ich erst neulich dazugelernt. Ein Erzieher hat mir das erzählt. So viel zu meiner Vorliebe, Tomaten zu essen. Und deshalb ziehe ich sie natürlich im Frühjahr schon an.
Warum sind Tomaten in ganz Deutschland so beliebt? Und warum gibt es deshalb dann wohl auch den Hype, Tomaten im Frühjahr anzuziehen?
Ich glaube, Tomaten sind auf dem deutschen Speiseplan einfach nicht wegzudenken. Ist es der Grundgeschmack der Deutschen? Eigentlich werden wir Deutschen auch die Krauts genannt. Denn angeblich essen wir so viel Kraut. Doch tatsächlich werden nach Deutschland jährlich rund 748 Tonnen Tomaten importiert.
Denn klar, wir ernten bei uns nur zwischen Juli und Oktober Tomaten. Das restliche Jahr werden sie daher importiert.
Tomaten schmecken nicht nur lecker, sondern sind kalorienarm und gesund. Zudem gibt es zahlreiche Gerichte, in denen sie vorkommen. Ich denke an italienisches Essen, wie Spaghetti, Pizza oder Nudeln mit Tomatensauce. Das ist ebenso sehr beliebt in Deutschland. Somit werden sehr viele Tomaten auch in Form von Saucen und verarbeiteten Produkten verzehrt.
Ich selbst bin übrigens Fan von regionalem, heimischen Gemüse. Deshalb gibt es bei mir Tomaten im Winter entweder im Weckglas oder es gibt eingemachtes (fermentiertes) Sauerkraut … wenn du Tomaten selbst anziehst, hast du Einfluss auf die Erntemenge und auf dein Weckglas 😉.
Aber das ist nicht alles, warum ich und vielleicht auch du Tomaten anziehen sollte/st bzw. diesen Artikel dazu jetzt liest:
Zum einen schmecken selbst angebaute Tomaten besser, als solche aus dem Supermarkt. Du kannst verschiedene Sorten anbauen. Und jedes Jahr neue Sorten austesten. Natürlich gehören dazu auch alte Sorten.
Wusstest du, dass zum Beispiel für Ketchup nur Romatomaten verwendet werden?
Oft hast du im Supermarkt nicht DIE Geschmacksvielfalt an Tomaten …
Und in der Tomatenzüchtung sind die Züchtungsziele nicht immer Geschmack. Oftmals geht es darum, dass die Tomaten z.B. nicht aufreißen. Oder dass sie besonders groß sind (Fleischtomaten) – Wirtschaftlichkeit. Denn natürlich verarbeitet man große Tomaten schneller als kleine. Das ist zeitsparender.
Andererseits beobachte ich auch, dass gerade wieder eine Trendwelle in der Züchtung hin zu klein und geschmacklich fein geht …
Doch insgesamt schmecken die selbst angezogenen Tomaten, bei denen ich die Sorte und Vielfalt mitbestimme, besser.
Zum anderen bringt Tomaten selber anziehen eine gewisse Kostenersparnis, wenn du Tomaten anziehst. Denn wenn du die Tomaten-Pflanzen im Blütenstadium kaufst (circa Ende April/Anfang Mai) dann kosten die Pflänzchen schon echt Geld. Es kommt natürlich darauf an, wie viele du in deinem Gemüsebeet stehen haben möchtest (Erntemenge).
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Tomaten anzuziehen?
Vielleicht stellst du dir die Frage, wann der richtige Zeitpunkt, Tomaten anzuziehen ist?
Es gibt keine Patentantwort. Eines muss dir aber klar sein: Die Tomate gehört zu den wärmeliebenden Gemüsearten, die aus Süd – bzw. Mittelamerika stammt.
Sie kam eher durch Zufall zu uns. Wohl auch bei der Heimreise von Christoph Kolumbus (1498); ähnlich wie bei der Kartoffel. Der nahm die Tomate mit nach Europa. Deshalb ist es kein Wunder, dass sie vorerst in den wärmeren Ländern wie Spanien und Italien angebaut wurde.
Da bei uns die Vegetationszeit erst ca. im März/April beginnt (- 5 °Grad Durchschnittstemperatur am Tag) und die richtige Temperatur für die Tomate eher noch höher liegt, musst du sie in Deutschland unter künstlichen Vegetationsbedingungen also anziehen. Daraus ergibt sich der Zeitpunkt Ende Februar oder Anfang März. Manche versuchen die Tomate auch schon im Januar anzuziehen.
Das schaffst du, wenn du zusätzlich Kunstlicht für die Beleuchtung verwendest. Außerdem solltest du dann die Temperatur so anpassen, dass sie nicht zu schnell davon wächst. Sie sollte keine langen Beine bekommen.
Wie viele Tomaten soll ich aussäen?
Vielleicht hast du dir schon mal die Frage gestellt: „Wie viele Tomaten brauche ich für meine Familie?“ Hast du schon überlegt: „Brauche ich nur Tomaten für die Grill-Saison? Oder möchte ich Tomaten als Sauce in Gläser für den ganzen Winter?
Dann rechne doch einfach mal: Der Pro-Kopf Verbrauch bei Tomaten liegt bei 26 kg. Pro Quadratmeter gepflanzte Tomaten kannst du ca. 3 – 5 kg ernten. Das bedeutet, auch die Fläche kann schon begrenzender Faktor sein. Bei einer 4 -köpfigen Familie sind das schon: 30 m².
Oder rechne anders: Dein Pflanzabstand innerhalb der Reihe sollte 40 – 80 cm haben. Der Abstand zwischen den Reihen sollte 1 Meter betragen. Bei Riesentomaten hast du pro Strauch weniger, aber dafür sehr große Tomaten. Bei Cocktailtomaten erntest du sehr viele kleine Tomaten. Pro Strauch erntest du zwischen 2 – 4 kg Tomaten. Wie viel du erntest, ist abhängig von einigen Faktoren, wie:
Sorte, Wetter (Licht, Temperatur), Bodenbeschaffenheit, Düngung (also Nährstoffmenge) und einige andere (z.B. biotische, abiotische Einflüsse).
Deine Aufgabe:
Überlege dir, wie viel Kilo Tomaten deine Familie tatsächlich verbraucht. Und berechne daraus, wie viele Tomaten-Pflanzen für dich Sinn machen. Dann säst du wie folgt an:
Verwende mindestens 3 – 5 Samen mehr, als Samen, die du an Pflanzen brauchst bzw. berechnet hast. Denn manchmal sind Samen dabei, die nicht keimen wollen.
Macht ein Keimfähigkeits-Test beim Tomaten anziehen Sinn?
Dieser Test auf Keimfähigkeit von Samen wird häufig in der Landwirtschaft gemacht. Denn dort hantiert man mit größeren Samenmengen.
Normalerweise werden 100 Körner z.B. auf Küchenpapier ausgelegt und befeuchtet. natürlich auch an den folgenden Tagen feucht gehalten. Nach ca. 10 Tagen (bei Tomaten) wird ausgezählt. Diejenigen Körner, die gekeimt haben, bestimmen die prozentuale Keimfähigkeit der Charge oder verfügbaren Menge an Samenkörnern.
Im eigenen (Hobby-)Gemüsegarten ist Saatgut in Tütchen gepackt. Das Testen würde sich nicht rentieren. Du kannst aber darauf achten, ob die Keimfähigkeit auf dem Tütchen angegeben wird.
Bei Tomaten liegt die Keimfähigkeit im oberen Bereich. Ich beobachte, dass sie zwischen 85 % – 100 % liegt. Du siehst also, es tut gut daran, mehr Tomaten – Samen anzuziehen, als du dir Tomaten – Pflanzen wünscht. (Bei Paprika liegt die Keimfähigkeit oft auch nur bei 60 -80 %…)
Ein Tipp: Säe in deinen Anzuchttopf gleich 2-3 Samen nebeneinander. So reizt du deine Töpfchen aus und kannst dir sicher sein, dass in dem Töpfchen ein Keimling wächst.
Pikiere später dann deine Pflänzchen und entscheide erst, wenn du deine Tomatenpflanze ins Freiland setzt, von welcher du dich verabschiedest. Alternativ kannst du dein zu viel an Tomaten-Pflanzen auch z.B. an Nachbarn verschenken!
Das ganze Jahr über, säen und ernten
Diese unterschiedlichen Tomaten-Sorten könntest du anziehen
Cocktailtomaten oder Cherrytomaten:
Beliebt bei allen Kindern. Denn sie sind so klein, dass sie auch in Kleinkinderhände passen. Meist sind sie süßlicher. Außerdem auch super geeignet für die Brotzeitbox zur Schule oder für den Kindergarten. Zum Verarbeiten sind sie eher unpraktisch.
Fleisch oder Riesentomaten:
Praktisch für Saucen, Burger oder für Tomatensaft. Denn sie braucht man nur ausschneiden (das Grünzeug sollte weg!). Somit sind sie zeitsparend auch bei der Ernte. Jedoch platzen diese Sorten auch mal gerne auf.
Romatomaten oder Flaschentomaten:
Sie haben eine rundlich, ovale etwas spitzzulaufende Form. Meist enthalten sie weniger Kerne. Wie gesagt, wenn du vorhast Ketchup einzukochen, dann empfehle ich diese. Geschmacklich finde ich sie nicht so toll.
Gelbe Tomaten:
Die schmecken eher süßlich. Eine schöne Abwechslung im Salat.
Sie haben meiner Meinung nach den besten Geschmack. Die Haut ist etwas fester und dunkler.
Vor- und Nachteile beim Tomaten Anziehen
Vorteile:
- Die Tomate kommt gekräftigt in dein Beet und bei Wind und Wetter oder Sonnenbrand Gefahr hält sie gut stand.
- Sie ist zu bevorzugen, weil sie schneller Früchte hervorbringt, als wenn du sie erst ab April versuchen würdest draußen anzuziehen (wie das bei Kürbis oder Zucchini der Fall ist)
- Du sparst dir Kosten ein: Selbst wenn du kein eigenes Saatgut verwendest, sondern dieses kaufst ist eine Saatgutpackung mit ca. 10 – 20 Samen bei ca. 3 – 6 € günstiger als wenn du 10 blühende Tomatenstöcke im April/Mai für jeweils 3 – 4 € kaufst.
Nachteile:
- Du hast ein Baby mehr, um das du dich kümmern musst.
- Ja: die Tomaten-Sämlinge sind in meinen Augen wie Babys oder Tiere. Sie müssen täglich kontrolliert werden. Du musst sie täglich befeuchten. Du solltest sie belüften.
- Außer den Faktor Zeit solltest du noch den Aufwand sehen, dass du die Tomaten nach der Anzucht umtopfen musst.
- Nach dem Umtopfen solltest du sie ins Freiland pflanzen.
- Du brauchst ein schützendes (Tomaten-) Dach, denn Tomaten sollen niemals von oben (vom Regen) etc. nass werden
- Du solltest genügend Platz für das Setzen im Freiland einkalkulieren: Hast du den?
Welche Vorbereitungen musst du für das Tomaten anziehen treffen und warum
Auf die richtige Vorbereitung kommt es beim Tomaten anziehen an:
Aussaatgefäße für Tomatensämlinge
Es gibt verschiedenste Aussaatgefäße beim Anziehen von Tomaten.
Z.B. kannst du umweltschonend erst mal in Eierschachteln (aus Karton) anziehen. Du solltest dabei beachten, dass du deine Tomaten, sobald sie das erste oder zweite Laubblatt entwickeln bereits pikierst. Pikieren meint vereinzeln in ein z.B. größeres Gefäß.
Du kannst auch so wie ich alte Backbleche verwenden und dann pikieren.
Oder aber du verwendest Quickpots : Mit denen du Platz- und Zeitsparend arbeiten kannst.
Außerdem sind durchsichtige Abdeckhauben optimal, um die Feuchtigkeit zu wahren. Diese lüftest du einmal pro Tag, indem du sie abnimmst.
Tomaten in der richtigen Erde anziehen
Die Erde sollte generell beim Tomaten anziehen erst mal nährstoffarm sein. Denn die jungen Wurzeln sollten sich am Anfang ruhig in die Erde strecken und nach Nährstoffen suchen. So wachsen erst mal kräftige Wurzeln an die Tomatenpflanze. Wie du Erde selber mischt, erfährst du in meinem Blogbeitrag. „Gemüse säen wann.“
Sorge für das richtige Licht deiner Tomaten-Pflänzchen
Meist werden die Anzucht Schalen mit den anzuziehenden Tomaten Pflanzen ans Fenster gestellt. Doch leider, reicht das Licht oft nicht aus. Entweder das Fenster ist etwas klein (vor allem, wenn du da sehr, sehr viele Anzucht Schalen hintereinanderstellst…). Oder es ist draußen permanent irgendwie dunkel und neblig (so wie heuer in den ersten Februarwochen)und daher am Fenster auch. Oder das Fenster liegt in einer nicht gut gewählten Himmelsrichtung. Sprich wähle ein Fenster in Süd – Ost Lage.
Du hast die Möglichkeit, deine Tomaten-Pflanzen unter Kunstlicht anzuziehen:
Diese Lampen sind auf den spektral Bereich von Licht so eingestellt, dass sie vor allem rotes und blaues Licht produzieren. Blaues Licht unterstützt beispielsweise die Fotosynthese-Leistung. Rotes Licht fördert die Blütenbildung. Die normale Raumbeleuchtung reicht gewöhnlich nicht aus.
Ich selbst habe mit der Lospitch-Pflanzenlampe von Amazon* bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Diese ist einfach anzubringen und hilft mir den Raum, im für das Pflanzenwachstum richtigem Spektralbereich, hell zu halten, auch wenn es morgens und abends noch dunkel ist. Somit kann ich die Lichtdauer künstlich verlängern und meine Temperatur genau auf die Lichtdauer abstimmen. In der Aufzuchtphase brauchen die Keimlinge mindestens 8 Stunden Licht. Der Vorteil ist hier: Die Erde wird vom Kunstlicht nicht aufgeheizt. So wächst der Keimling moderat an. Schließlich kannst du ihm noch keine Freilandbedingungen bieten.
Noch etwas: Die Tomaten gehören zu den Lichtkeimern. Das heißt, bedecke sie beim Ansäen nur minimal mit ein paar Erdbrösel. Denn sie brauchen das Licht, um zu keimen!
Auch die Temperatur spielt eine Rolle
Vorsicht, es gilt die Regel: Je wärmer ein Raum ist, desto heller soll er sein. Deshalb verweise ich nochmal auf den Abschnitt über das Licht!
Wie du deine Tomaten Babys richtig bewässerst
Zum Keimen selbst reicht es, dass die Erde feucht ist. Im Gegenteil, sie sollte nicht nass sein. Dann verschimmelt dir zum Schluss noch der Samen. Sobald die Samen gekeimt haben, solltest du täglich gießen. Übergieße nicht den gesamten Keimling. Verwende lieber eine Giesbrause *. Auch da gilt, nicht zu nass!
Du kannst für eine hohe Luftfeuchtigkeit sorgen, wenn du die Samen und Keimlinge mit einer Plastikhaube abdeckst. Diese solltest du einmal am Tag abnehmen, um zu belüften. Denn auch da: Vorsicht vor dem Verschimmeln.
Mit erhöhter Luftfeuchtigkeit musst du gar nicht unbedingt täglich gießen. Achte einfach darauf, dass die Erde feucht ist.
Was du folglich daheim haben solltest, wenn du regelmäßig Tomaten anziehen möchtest:
Für das Tomaten Anziehen brauchst du:
- Anzucht Schalen evtl. mit durchsichtiger Abdeckung
- Nährstoffarme Erde (das ist Anzuchterde und keine Blumenerde)
- Tomatensamen (gekauft oder selbst getrocknete vom letzten Jahr)
- Gefäße zum Umtopfen, in die du die Tomaten pikierst
- einen Sprinkler oder eine Gieß-Brause
- Wasser
- Licht
- Wärme
- und Geduld
Welche Fehler du beim Tomaten anziehen vermeiden solltest
1. Fehler: zu früh ansäen
2. Fehler: zu wenig Licht am Fenster oder gar auf dem Boden
3. Fehler: zu viel Wasser
4. Fehler: zu wenig Wasser
5. Fehler: die falsche Temperatur
6. Fehler: Tomaten nach Anzucht nicht pikiert bzw. Tomatensetzlinge nicht umgetopft
7. Fehler: zu früh ins Freiland gepflanzt
8. Fehler: zu schnell ins Freiland gepflanzt – Gewöhnung ist langsam , sonst Sonnenbrandgefahr
Bei mir dürfen die Tomaten im Garten nicht fehlen. Meine Kinder lieben Tomaten, Tomaten-Sauce und Tomatenketchup. Die Kids gehen auch gerne mit in den Garten, um Tomaten zu pflücken. Überhaupt haben wir im Sommer im Gemüsegarten immer unsere Gemüse-Highlights. Da gibt es viel zu schnabulieren und viel Spaß bei Gartenaktivitäten in der frischen Luft. Es ist auch gar nicht so schwer, Tomatenpflanzen anzuziehen. Schreib mir gerne, ob oder wie viele du jedes Jahr anziehst. Oder stelle mir eine Frage zum Beitrag.
Übrigens findest du meinen Pflanzkalender zum mit säen, wenn du ganz oben in meinem Blog auf den Reiter Shop klickst.