Es ist Erntezeit. Noch sind die Felder voll. Auf dem Bild könnt ihr ganz rechts eine Ecke von einem Mais-Feld sehen. In der Mitte steht der reife Raps. Anschließend steht ein volles Weizen-Feld. Ganz links seht ihr wieder ein Mais-Feld und den angrenzenden Wald.
Gefühle:
Mir geht da das Herz auf. Wie schön das ist! Haltet einmal Inne! Könnt ihr den Duft des reifen Korns riechen? Hört ihr die Grillen zirpen? Fühlt ihr auch die warme Luft, wenn die Sonne herunterbrennt? Oder den Windhauch, der zart eure Haut berührt? Das alles ist nicht selbstverständlich! Wie reichlich werden wir in unserer Klimazone doch mit Nahrungsmitteln beschenkt!
Die Gerste ist bereits Heim gefahren.
Noch stehen Raps, Weizen, Roggen, Dinkel Mais auf den Feldern! Aber nicht mehr überall! Je nach Klimazonen und Region ist die ein oder andere Feldfrucht bereits abgeerntet. Abhängig ist die Erntezeit von Temperatur und Niederschlag.
Die Raps-Ernte:
Gestern haben wir Raps geerntet. An unserem Mähdrescher hat mein Mann das Raps-Schneidwerk angebaut.
Warum Raps-Schneidwerk?
Der verzweigte Raps lässt sich mit einem herkömmlichen Abteiler für Getreide nicht trennen. Deshalb wird ein spezielles Raps-Schneidwerk eingesetzt.
Die Raps-Pflanze ist von ihrem Aufbau her verzweigt. Die Raps-Körner liegen in Schoten.
Da die Schoten bei der Ernte schon sehr trocken sind, platzen sie bei Erschütterungen auf. Die Raps-Körner fallen auf den Boden. Dadurch kommt es dann zu sogenannten Ernteverlusten. Um dies zu vermeiden, wird ein Raps-Trenner als Zusatz-Aggregat an die Seiten des Schneidetisches des Mähwerkes angebracht. Ein Raps-Trenn-Messer funktioniert wie eine Heckenschere. Um den Korn-Verlust weiterhin zu reduzieren, wird der Schneidwerks-Tisch verlängert. Das Schneidwerk hat mein Mann schon Tage vor der eigentlichen Raps-Ernte umgebaut. Nämlich sobald die Gerste vom Feld war. Sobald der Raps geerntet ist, wird er auch gleich wieder das normale Mähwerk für den Weizen anbauen. Das ist schon mal eine Arbeit von drei Stunden.
Logistik auf dem Rapsfeld:
Die Logistik erfordert beim Ernten mindestens zwei Fahrer. Den Mähdrescher-Fahrer und Jemanden, der mit einem Traktor die Anhänger auf das Feld stellt und den Transport für die vollen Anhänger übernimmt. Die Anhänger stellt der Fahrer so auf, dass der Drescher möglichst ohne zusätzliche Leerfahrten und ohne Rangieren zu müssen, ausleeren kann.
Zum Raps-Dreschen muss mein Mann auf dem Mähdrescher noch spezielle Einstellungen tätigen. Das Korn ist schließlich sehr viel kleiner als Weizen oder Gersten-Körner. Raps hat auch sperrigere Stängel und mehr Pflanzenmasse. Deshalb ist das Pflanzenmaterial auch schnell feuchter als z. B.: Weizen oder Gerste. Dies alles wird bei der Einstellung berücksichtigt.
Bevor es losgeht, muss er den Feuchte-Gehalt der Raps-Körner in Feuchte-Prozente ermitteln. Ab 9 % Feuchte kann er zum Dreschen beginnen. Sobald der Drescher voll ist, leert er über das Korntank-Rohr auf den Anhänger aus. Ist der Anhänger am Feldrand voll, fährt ihn der zweite Fahrer weg. Er bringt dann wieder einen zweiten leeren Anhänger, oder hat bereits einen Zweiten an einer anderen Stelle im Acker abgestellt.
Der Anhänger muss korndicht sein. Die kleinen Raps-Körner (siehe Bild „Raps-Körner“) rollen auch schnell durch Ritzen aus den Bordwänden. Deshalb sollte der Anhänger dicht genug sein, für den Raps-Transport.
Wissenswertes zu Raps:
Raps gehört zu den Kohlgewächsen, den Brassica-Arten (=botanische Bezeichnung).
Raps ist die Pflanze, die so schön gelb blüht. Sie ist super als Bienen-Nahrung geeignet. Da Raps viele Schädlinge hat ( z.B. den Rapsglanzkäfer) arbeiten konventionelle Landwirte mit Pflanzenschutzmittel. Es fallen seit einiger Zeit in der Zulassung einige Pflanzenschutzmittel, die für den Raps-Anbau geeignet waren, weg. Deshalb bauen viele Landwirte keinen Raps mehr an. Gründe sind Ertrags-Rückgänge durch fehlenden Pflanzenschutz. Es bleibt ein geringerer Gewinn (Marktleistung aus dem Raps-Anbau minus variable Kosten für den Raps-Anbau) vom Raps übrig.
Schade eigentlich, weil diese Pflanze tatsächlich für die Bienen sehr viel Nektar liefert!
Warum wird der Raps-Anbau weniger?
Der Raps-Anbau ist seit einigen Jahren wieder rückläufig. Aus der Grafik „Anbaufläche von Raps und Rübsen in Deutschland in den Jahren 1995 bis 2019“, die ich verlinkt habe, lese ich heraus, dass die Anbaufläche 2013 fast doppelt so hoch war, wie 2019. Mit einer Anabaufläche von rund 857.000 ha im Jahr 2019 in Deutschland, ist der Raps-Anbau sogar noch unter die Anbaufläche vom Jahr 1995 gesunken. (Link zur Statistik: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/28651/umfrage/anbauflaeche-fuer-raps-und-ruebsen-seit-1995/)
- Nicht nur der Rückgang der Pflanzenschutzmittel ist ausschlaggebend dafür, dass weniger Raps in Deutschland angebaut wird.
- Auch der Klimawandel spielt eine Rolle. Zu trockene Bedingungen für den Raps-Anbau, z. B. zu geringe Boden-Feuchte bei der Aussaat-Zeit war im Jahr 2018 ein Grund dafür, dass Landwirte nicht anbauten oder die Feldfrucht auf Grund von lückigem Aufgang umbrechen mussten.
- Der Trend zum Bioanbau wächst gerade. Im Bioanbau können die vielen Schädlinge nicht mit der Hand entnommen werden.
- Die landwirtschaftliche Fläche geht aufgrund von Straßenbau und Wohnungsknappheit zurück. Dadurch ist auch die Futterfläche, die Fläche, die gebraucht wird, um Tiere zu füttern, begrenzt. Der Landwirt ist dann nicht mehr an Raps interessiert, wenn er seine Tiere im Stall nicht ausreichend füttern kann.
- Wie wirkt sich zukünftig der Ölpreis, der auch an den Raps-Anbau gekoppelt ist, jetzt in der Coronazeit aus? Auch das ist ein interessantes Thema, das wohl nicht zu unterschätzen ist.
Warum brauchen wir Raps in der Fruchtfolge?
- Als Tiefwurzler liefert Raps eine gute Bodenstruktur. Eine gute Bodenstruktur ist Voraussetzung für eine Blockaden-freie Nährstoff-Aufnahme.
- Er ist bekannt dafür, dass er viele Nährstoffe für die Folgekultur liefert.
- Arbeitsspitzen in der Ernte werden gebrochen.
- Getreide als Folge-Frucht kann rechtzeitig angebaut werden, da Raps zu den früh-räumenden Früchten zählt (anders als z. B.: die Zuckkerrübe, Kartoffel oder Mais).
- Da die Raps-Pflanze sehr früh im Jahr blüht, ist sie auch hervorragend als Bienen-Futter geeignet.
Verwendung von Raps:
- Futtermittel (Rapskuchen)
- Nahrungsmittel (Backfett, Margarine, Majonäse)
- Kraftstoff (Raps-Methyl-Ester)
- Spezialöl (Hydrauliköl, Sägekettenöl, Schalungsöl, Schmieröl)